Hintergrund
Das markante Gebäude der Tabakmanufaktur Heintz van Landewyck prägt seit 1937 das Stadtbild von Hollerich in Luxemburg. Entworfen von Georges Traus und Michel Wolff im Stil des Bauhauses, besticht es durch klare Linien, gerundete Ecken und großzügige Industrieverglasungen. Die damals noch junge Stahlskelettbauweise ermöglichte offene, lichtdurchflutete Räume – ein zentrales Merkmal des Industriebaus jener Zeit.
Der ursprüngliche Komplex setzte sich aus einem Kopfbau für Verwaltung und Geschäftsleitung sowie einem langgestreckten Fabrikationsflügel entlang der Rue Joseph Heintz zusammen. Gemeinsam bildeten sie ein Ensemble, das über viele Jahrzehnte funktionierte.
Nach der Verlagerung der Fertigung im Jahr 2020 wurde der inzwischen denkmalgeschützte Sitz im Auftrag von Landimmo Real Estate für eine neue Nutzung umfassend umgestaltet. BELVEDERE Architecture wurde hierfür als Architekt, Innenarchitekt und Projektmanager beauftragt. Im Zuge der komplexen Generalsanierung wurden unter anderem selektive Rückbaumaßnahmen durchgeführt sowie ein neues Treppenhaus eingefügt, um die Flächen effizienter zu erschließen und heutigen Anforderungen gerecht zu werden.
Da das Gebäude als nationales Kulturgut eingestuft ist, wurde 2020 eine historische und architektonische Analyse durchgeführt, um die Restaurierung gezielt steuern zu können. Ziel war es, die ursprüngliche Substanz weitgehend zu erhalten und gleichzeitig nicht angemessene Eingriffe aus früheren Umbauten zu korrigieren. So wurden etwa im Kopfbau neue Fenster in Sonderanfertigung eingesetzt, um die ursprünglich gerundeten Ecken zur Rue de Hollerich wieder herzustellen – nachdem bei einer früheren Sanierung dort Standardfenster verbaut worden waren. Die heutige Erscheinung des Gebäudes kommt damit näher an den Zustand von 1937 heran als je zuvor.
Gleichzeitig galt es, dem Gebäude eine zeitgemäße Funktion und Ausstrahlung zu geben. Ergänzt wurde das Ensemble daher um zwei neue Baukörper: einen vertikalen Turm und einen horizontalen Riegel. Beide fügen sich mit klarer Geometrie und zurückhaltender Materialwahl in das Gesamtbild ein und sind mit einer metallenen Vorhangfassade aus goldfarben perforierten Aluminiumplatten verkleidet – eine bewusste Referenz an den industriellen Ursprung des Standorts. Diese Materialsprache setzt sich auch im neuen Empfangsbereich fort, der die architektonische Klarheit des Gesamtensembles unterstreicht und für Besucher klar erkennbar ist.
Die neuen Büroflächen greifen den historischen Kontext auf und führen ihn weiter: Sichtbare Strukturen – auch im Bereich der Haustechnik – sowie raumhohe Verglasungen und robuste Materialien prägen eine Arbeitsumgebung im neuindustriellen Stil. Die Flächen sind flexibel nutzbar – als Open Spaces, Einzelbüros oder gemeinschaftlich genutzte Zonen – und ermöglichen eine Vielzahl zeitgemäßer Arbeitsformen.
Die Qualität der Umwidmung wurde 2024 mit dem Bauhärepräis der Architekten- und Ingenieurkammer Luxemburgs ausgezeichnet. Die offizielle Einweihung des Gebäudes fand am 11. Mai 2023 statt.
Projektbeteiligte
Tragwerksplaner: HLG Ingénieurs-conseils SARL
Technischer Ingenieur: ENERVENTIS LUX S.A.
Realisierung: SOLUDEC (Generalunternehmer)
Kontrollbüro: SECO
Sicherheit: HBH S.A.
Außenanlagen: AREAL Landscape Architecture
© Renderings: BELVEDERE Architecture
© Historische Fotos und Nachtaufnahme Titel: Landimmo Real Estate
Die Medien sprechen darüber
> OAI Bauhärepräis 2024
https://bhp.lu/
https://www.wort.lu/
https://www.rtl.lu/
https://www.virgule.lu/
> Paperjam, Artikel vom 11.12.2020
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> Paperjam, Architecture + Real Estate, Nov. 2021 (Französisch)
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> Paperjam, Artikel vom 18.05.2022
Online lesen >
> Paperjam, Artikel vom 22.06.2023
Online lesen >
> Paperjam, Architecture + Real Estate, Vol.1/2024 (Französisch)
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